Dank aus Indien und Afrika. Frohe Töne von „Just Gospel“. Nachdenkliches von Arno Backhaus
„Was für ein Blumenstrauß an Eindrücken aus Geschichte und Gegenwart!“ Eine Besucherin aus Speyer brachte auf den Punkt, was das große Jubiläum der Inter-Mission am 21. September ausgemacht hat: Zur 60-Jahr-Feier waren 300 Teilnehmende, Mitarbeitende von früher und heute sowie Gäste aus Übersee nach Hannover gekommen. Es gab meisterhaft frohe Töne der Formation „Just Gospel“ um Hauke und Christiane Hartmann und nachdenkliche Botschaften des bekannten Autors Arno Backhaus. Über allem stand der Dank an Gott, der das Werk 60 Jahre durchgetragen und sichtbar gesegnet hat.




Das betonte der schweizerische Vorsitzende Eric Sollberger. Walter Fischer, 1. Vorsitzender in Deutschland, erklärte, dass ihn die theologische Weite der Inter-Mission fasziniert: „Die Liebe zu Jesus, zu Mission und den Menschen macht uns aus, nicht theologische Unterschiede“, sagte Walter als er Jung und Alt begrüßte. „Jesus ist der Ehrengast beim Jubiläum und unser Herr!“ Es folgte ein eindrucksvoller Rückblick in die Geschichte: Der langjährige Missionsleiter Markus Egger, Urgestein Jochen Tewes, der seit 50 Jahren in Indien junge Leute ausbildet, und Peter Arndt, der als Verwaltungsleiter gefühlt schon immer das Heimatbüro in Hannover in Schwung hält, erzählten ihre Erlebnisse mit Gott. Es war bewegend.
Markus Egger erinnerte daran, wie er als „abgewrackter Hippie“ zum Glauben an Christus und zur Inter-Mission fand. Die ersten Mitarbeiter um Gründer Achim Schneider kümmerten sich im „Jesus-Treff“ und bei Straßeneinsätzen im Rotlichtviertel Hannovers um Drogensüchtige und Obdachlose, woraus eine Calvary-Chapel, die Koinonia-Gemeinde, entstanden ist. Jochen und Markus beschrieben ihre Reisen im VW nach Indien Anfang der 1970er-Jahre: „Wir brauchten drei Wochen allein für die Hinfahrt!“ Sie bauten Waisenheime und Ausbildungswerkstätten auf. Insgesamt haben wir mehr als 12.000 junge Leute in Berufen wie Schreiner, Tischler, zu Näherinnen, Mechanikern, Schlossern und in Krankenpflege ausgebildet, sagte Jochen. „Tausende junge Inder fanden neues Leben in Jesus.“ Eine Handvoll von ihnen war bei der Feier dabei und bedankte sich. Unter ihnen ein IT-Unternehmer, der heute drei Firmen leitet, und eine Anästhesieassistentin, die an einer renommierten Klinik arbeitet. Zwei Studenten des Polytechnikums unseres Partners GEMS in Bihar dankten für den Aufbau und die Unterstützung dieser großen Berufsschule in einem der ärmsten Teile Indiens und für ihre Berufsausbildung.
Eric Sollberger und der schweizerische Geschäftsführer Philippe Beyeler beschrieben, wie Gott in den 1980er-Jahren ein Wachstum des Freundeskreises in der Schweiz schenkte, sodass sie 1987 ihren eigenen Verein gründen konnten. Heute sind es mehr als 8.000 Menschen in 17 Ländern weltweit, die ganzheitliche Hilfe zur Selbsthilfe aus tiefster Armut und Not heraus erhalten.
Beim Jubiläum feierten wir auch 25 Jahre Projektarbeit in Sierra Leone. Michael Miezal erzählte im Videogruß, wie er nach dem Bürgerkrieg dort über die Ruinen von Freetown flog, schockiert von der Zerstörung. Es entstand das erste Projekt für Kriegswaisen und traumatisierte Kinder im Stadtteil Kingtom. Schulen wurden aufgebaut und Kinder aufgenommen und versorgt, Projekte für Menschen mit Behinderung kamen dazu. 2023 konnte die landesweit erste inklusive Sekundarschule für Blinde und Sehende eröffnet werden. Sierra Leone gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Joan Kamara-Keister wies in ihrem Dankeswort darauf hin, wie die Projekte dort Leben verändern. Die Leiterin der Partnerorganisation Cotton Tree Foundation berichtete vom schrecklichen Brauch der weiblichen Genitalverstümmelung, dem auch heute noch viele Mädchen in Westafrika unterzogen werden. Sie selbst hat diesen schrecklichen Brauch erlebt: Drei ihrer Freundinnen sind gestorben, sagte sie unter Tränen. Seither kämpft sie dagegen. Ihre Mitarbeiter warnen in Schulen davor. Mit Hilfe der Inter-Mission haben sie zahlreiche Mädchen in Schutz- und Mentoring-Programme aufgenommen. 100 Beschneiderinnen erhalten Unterstützung und Beratung, damit sie andere Berufe ausüben und aufhören, Mädchen zu schädigen. Die afrikanische Leiterin dankte der Inter-Mission: „Dieses Projekt hat hunderte junge Frauen vor Schrecklichem bewahrt!“
Die Festpredigt hielt der Aktionskünstler und Wortjongleur Arno Backhaus, der sich selbst lachend als „E-FUN-gelist“ vorstellte. Er fand fröhliche und nachdenkliche Töne und erinnerte an Johannes 15 Vers 13, als Jesus sagte: „Niemand hat größere Liebe als der, der sein Leben lässt für seine Freunde.“ Diese Liebe mache aber doch keinen Spaß?!, stellte er fest. Als Jesus ans Kreuz ging, das habe keinen Spaß gemacht. Kinder im Slum zu betreuen, wie die Projektpartner der Inter-Mission es tut, mache keinen Spaß. Dennoch sei es wichtig. Backhaus forderte die Feiergemeinde auf, diese Liebe täglich einzuüben. „Wir sollen uns nicht negativ aufladen mit dem Zeitgeist, sondern positiv aufladen mit dem Heiligen Geist und der göttlichen Hoffnung“, sagte er. Der Bürgermeister von Hannover, Thomas Klapprodt (CDU), würdigte auf der Feier die Inter-Mission, die in der niedersächsischen Landeshauptstadt ihren Ursprung und ihre deutsche Zentrale hat. Ihr Engagement sei ein leuchtendes Beispiel für Mitmenschlichkeit, Solidarität und Tatkraft.




Die Kinder erlebten eine eindrucksvolle Missionsreise beim Jubiläum. Sie erhielten ihre persönliche Boardingcard für den Flug nach Asien und Afrika, wo Ingenieur Rudi Stebner sie ins Leben eines indischen Zehnjährigen mit hineinnahm, der in einer Fabrik von Hand Ziegel herstellen muss, um zum Lebensunterhalt seiner Familie beizutragen.
Musikalisch umrahmte „Just Gospel“ die Feier mit fröhlich-freundlichem Gesang vom Feinsten. Das festliche „Großer Gott, wir loben dich!“ wird genauso in Erinnerung bleiben, wie der Song „I will follow him!“, bei dem alle Mitarbeitenden, Ehrenamtliche und die Vertreterinnen und Vertreter der Partnerwerke auf der Bühne versammelt waren. Was für ein Bild! Diese internationale Gemeinschaft spiegelte das Motto der großartigen Feier: „Mit Jesus. Für Menschen.“ Darum wird es auch in Zukunft gehen bei der Inter-Mission, dass Ärmsten in Afrika und Asien geholfen wird und sie in Christus Leben finden.
Theo Volland
Geschäftsführer in Deutschland