SRI LANKA – DAS VERMEINTLICHE PARADIES

Die meisten Westeuropäer kennen Sri Lanka, das ehemalige Ceylon, wahrscheinlich nur aus Ferienprospekten oder von Tee-Packungen.  In gewisser Weise hat das Land auch etwas ‚Paradiesisches‘. Doch für die Touristen. Denn mehrere Krisen der letzten 3 Jahrzehnte haben das Land erheblich geschüttelt und weite Teile der Bevölkerung traumatisiert – und in eine Armut gebracht, aus der sie sich nur mühsam herauskämpfen können.

Der ein Jahrzehnt andauernde Bürgerkrieg hat buchstäblich Opfer von fast jeder Familie des Landes gefordert. Es gab Zeiten, da sind Familienmitglieder aus den Randgebieten Colombos in getrennten Bussen zur selben Arbeitsstelle in die Stadt gefahren, damit im Falle eines Bombenanschlages, von denen es zahllose gab, nicht alle getötet oder verletzt wurden. Nicht lange danach traf das Covid-Virus das Land erheblich ins Mark, denn der Tourismus ist ein wichtiger Devisenbringer für dieses strukturschwache Land, welches abwechselnd von der Gunst bzw. der Rivalität der beiden Großmächte Indien (der große starke „Bruder“ im Norden) und China (welches starkes Interesse am Land wegen dessen geo- und handelspolitischer Lage hat) hin- und hergerissen wird. Nach Covid und zusätzlichem geopolitischen Geschacher der genannten Großmächte gab es eine außerordentlich starke Wirtschaftskrise und faktischen Bankrott des Landes. Nachdem endlich wieder Schulbesuch möglich war, konnte die Regierung den Kindern noch nicht einmal Papier für Prüfungen oder gar Schulhefte zur Verfügung stellen.

Die unmittelbare Folge war ein faktischer Zusammenbruch zahlreicher öffentlicher Dienstleistungen, selbst Notfallpatienten mussten ihr Verbandsmaterial in die Klinik mitbringen, es gab schlicht sonst keines mehr. Die bis dahin noch einigermaßen überlebende Mittelschicht rutschte sukzessive ebenfalls in die Verarmung; man musste den Gürtel buchstäblich enger schnallen. Sehr eng! Als zusätzlich dazu die Regierung dann noch verheerende wirtschaftliche Maßnahmen verhängte (z.B. Verbot der Einfuhr von Düngemitteln, um die Landwirtschaft zwangsweise zum biologischen Anbau zu drängen), welche selbst den Tee-Export zum Erliegen brachte, führte dies dann zum Volksaufstand und Vertreiben der Regierung aus Amt und Land. Erst als Indien wieder mehr Waren lieferte und die Weltbank erneut Kredite gab, begann sich die Lage allmählich zu bessern. Politisch volatil ist sie aber immer noch.

Sri Lanka erholt sich allmählich von seiner Wirtschaftskrise und der Tourismus floriert wieder. Dennoch bleibt in vielen Regionen Armut an der Tagesordnung. Gestiegene Lebenshaltungskosten machen es vielen Familien zunehmend schwer, ihren Kindern grundlegende Versorgung und Schulbildung zu ermöglichen. Es besteht akuter Medikamentenmangel, Benzin ist rationiert, es gibt starke Versorgungsschwankungen für die Bevölkerung und somit auch logistische Herausforderungen für die Projekte. Armut breitet sich weiter aus.

Hier setzen unsere beiden kleinen Projekte für insgesamt 100 Kinder in Colombo-Stadt im Westen sowie in Jaffna im Norden der Insel an. In Colombo investiert sich unser Partner neben der Hilfe für Kinder eigeninitiativ auch in eine Klinik mit Leprakranken – diese werden von der Regierung so gut wie nicht versorgt. Das Projekt in Jaffna im Norden der Insel ist ebenfalls gut angelaufen und hilft, Hunger zu lindern.

BILDUNG UND SCHÜLERSPEISUNG IN JAFFNA

Der erste Projektpartner in Sri Lanka ist die in Colombo entstandene, aber nun überwiegend im Norden des Landes tätige Organisation Y-Gro. Sie existiert bereits viele Jahre und hat Kinder aus Armutsfamilien im beginnenden Schulalter im Fokus, welche sie dann systematisch weiter begleitet. Dies geschieht durch christliche Mitarbeiter in enger Abstimmung mit den Sozialbehörden der Distrikte, in denen sie tätig sind.

Unser Partner Y Gro bietet Zusatzunterricht für Schülerinnen und Schüler der zweiten und dritten Klasse an, die in den Fächern Englisch und Mathematik Unterstützung benötigen. Neben dem Unterricht erhalten die Kinder Hefte, Stifte und Schulbücher sowie Schuluniformen und Schuhe. Weil Lernen mit leerem Bauch schwierig ist, gibt es auch Mahlzeiten und Pausensnacks.

Angebote für die ganze Familie und individuelle Unterstützung der Eltern (z.B. durch Hausbesuche) helfen dabei, Probleme zu erkennen und zu lösen, die den Kindern das Lernen erschweren.

Y Gro legt den Schwerpunkt auf Bildung, verfolgt dabei aber einen ganzheitlichen Ansatz, der körperliches, emotionales und soziales Wohlbefinden der Kinder einschließt. Bildung soll nicht nur leistungsorientiert, sondern auch werteorientiert vermittelt werden.

SEED-COLOMBO

Die beiden Projekte der Inter-Mission in Sri Lanka begannen auf dem Höhepunkt der Covid- und Wirtschaftskrise im Jahr 2022. Eigene Kontakte sowie der Hinweis eines langjährigen indischen Partners führte uns zu einer kleinen aber rührigen Gemeinde im Norden der Hauptstadt Colombo, deren Gründer und Pastor Johnson selbst aus dem dortigen kriminellen Milieu stammte, bevor er eine lebensverändernde Begegnung mit Jesus Christus hatte. Aus Saulus wurde quasi ein Paulus und er begann neben der Gemeindearbeit, verwahrlosende und unbetreute Kinder aus der Nachbarschaft zu sammeln, mit einem regelmäßigen Essen zu versorgen und, vor allem, ihnen zuzuhören und Annahme zu schenken, Die meisten der Kinder stammen aus zerbrochenen Familien, viele der Väter entweder im Gefängnis oder auf/aus dem Weg dorthin/von dort, drogenabhängigen Elternteilen und dem zugehörigen Rotlichtmilieu. In der kleinen Gemeinde finden sie ein Tages-Zuhause, für manche auch Notunterkunft in der Nacht, Annahme, Hilfestellung zum Schulunterricht, und wieder – oder erstmals – eine Perspektive. Pastor Johnson und seine Frau Rovina leisten somit, fast unbesehen, wertvolle Elternarbeit für durchgängig 40 – 60 Kinder. Unser VDP ermöglichte ihnen und ihrem hingegebenen Team von circa 10 Frauen und Männern aus der Gemeinde, mit einfachen Mitteln erstmals eine systematischere und auch finanziell solidere Arbeitsweise. Die Kinder aus christlichem, hinduistischem und teils auch moslemischem Hintergrund hören dabei auch die Geschichte von Pastor Johnson selbst und der Person, die sein Leben so sehr zum Guten gewendet hat: Jesus Christus.

Beeindruckend war und ist auch die weitergehende Einsatzbereitschaft der kleinen Stadtgemeinde für ihr Umfeld und deren Hilfsbedürftige. Bereits während der Corona-Pandemie ging regelmäßig ein Team der Gemeinde in ein nahegelegenes Spital mit (überwiegend) Krebspatienten, welche aufgrund der pandemiebedingten Isolationsmaßnahmen fast keine pflegende Betreuung mehr erhielten. Einfache Tätigkeiten wie Waschen, Wunden notdürftig versorgen oder mal wieder ein Haarschnitt brachte buchstäblich die Liebe Jesu in die Krankenzimmer. Es gab manche Begegnung, bei der die Patienten*innen nur mit Tränen ihre Dankbarkeit ausdrücken konnten. Die Gemeinde führt auch heute diese Einsätze weiterhin in ihrem begrenzten finanziellen Rahmen durch.

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