Projekte in Gambia

ENGAGEMENT GEGEN PERSPEKTIVLOSIGKEIT

Gambia gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Drei Viertel der ländlichen Bevölkerung leiden unter Armut und Hunger. Fast ein Fünftel der Kinder unter fünf Jahren ist untergewichtig. Wirtschaftlich steht das Land sehr schlecht da. Durch die Corona-Krise sind sowohl die Arbeitslosenquote als auch die Armutsrate stark angestiegen. Die Küstenregion, in der dreiviertel der gambischen Bevölkerung leben, ist wirtschaftlich stark vom Tourismus abhängig.

Pandemiebedingt sind mehrere Jahre keine Touristen ins Land gekommen und auch jetzt ist das Vor-Corona-Niveau noch lange nicht erreicht. Dadurch sind viele Arbeitsplätze verloren gegangen, Schulgeld kann nicht mehr aufgebracht werden und auch die Lebensmittelpreise werden zunehmend unerschwinglich, da Gambia fast ausschließlich von Importen lebt.

BERUFSAUSBILDUNG IM HOUSE OF SKILLS

Die Bevölkerung von Gambia ist zu 90 Prozent muslimisch. Das Land ist geprägt von Armut und Perspektivlosigkeit. Zu viele junge Leute suchen ihr Heil in Übersee. Dabei lassen viele ihr Leben in der Sahara, im Atlantik und Mittelmeer. Dem wollen wir entgegenwirken und jungen Leuten in ihrem Heimatland eine Perspektive schenken. Wir bieten ihnen eine duale Berufsausbildung an, ähnlich wie in Deutschland. Mit einer fundierten Berufsausbildung kann man auch hierzulande seinen Lebensunterhalt verdienen und muss sich nicht auf die lebensgefährliche Wanderung auf die Nordhalbkugel begeben. Von zweien unserer Lehrlinge wissen wir, wie gefährlich diese Reise ist, mussten sie diese doch teils traumatisiert abbrechen. 

Die Arbeitslosigkeit ist besonders unter Jugendlichen hoch. Aus diesem Grund wurde 2013 das „House of Skills“ initiiert. Die Ausbildungsstätte bemüht sich, jungen Gambiern eine berufliche Ausbildung in den Bereichen zu ermöglichen: in Elektrotechnik, Metallbau, Bauwesen, Kfz-Mechanik und im Bäckereihandwerk. So haben sie eine solide Grundlage, sich und ihre Familien künftig selbst versorgen zu können. Da das Schulsystem in Gambia ziemlich desolat ist, wird ein Teil der Azubis noch in Englisch und Mathematik und Technischem Zeichnen unterrichtet.

Von den Berufsausbildern wird auch der theoretische technische Wissensstoff vermittelt, so dass die Ausbildung –wie in Deutschland– dual über drei Jahre erfolgt (die Bäcker lernen nur zwei Jahre). Die Auszubildenden sind in einer angemieteten Gemeinschaftsunterkunft untergebracht und werden mit drei Mahlzeiten am Tag versorgt. Die meisten Lehrlinge können ohne finanzielle Unterstützung keine Ausbildung absolvieren, da diese in Gambia üblicherweise bezahlt werden muss und viele Familien sich das nicht leisten können.

EINE KRANKENPFLEGESCHULE ENTSTEHT

Gute Projekte beginnen mit Ideen und dem Engagement von Menschen, die für ihre Mitmenschen Perspektiven schaffen. Das trifft auch auf die „ECG Sibanor School for Enrolled Community Health Nurses and Midwives“ zu, unsere neue Krankenpflegeschule.

Vor 50 Jahren gründeten WEC-Missionare im ländlichen Westgambia ein Gesundheitszentrum, um medizinische Hilfe anzubieten. Sie leisteten wertvolle Dienste und retteten vielen das Leben. Bis 2014 bildeten sie auch Pflegekräfte aus, nicht staatlich anerkannt. Dann übergaben sie ihre Einrichtung an die gambische Kirche, eine neue Ära wurde eingeleitet.

2019 erstellte die ev. Kirche hier konkrete Pläne für die künftige Ausbildung von Krankenschwestern, -pflegern und Hebammen für ländliche Gegenden und suchte Personal im In- und Ausland. Später wurden auch einige Deutsche von Coworkers nach Sibanor entsandt, in eine typisch afrikanische Kleinstadt mit 5.000 Einwohnern. Gemeinsam legten sie die Grundlage für eine neue Ausbildungsstätte für Pflegepersonal. Wichtig war vor allem die staatliche Anerkennung, die zahlreiche Telefonate, Behördengänge, Dokumente und viel Arbeit am Lehrplan erforderte.

Im Februar 2023 zahlten sich die Bemühungen aus, die Schule wurde anerkannt. Die Suche nach Auszubildenden begann über soziale Medien und persönliche Netzwerke. Am 15. Juli 2024 startete die erste Gruppe von zwölf angehenden Dorfgesundheitshelfern, zwei Jahre im Blocksystem: Theorie an der Krankenpflegeschule mit Praxiseinsätzen in Kliniken.

Die Einführungswoche begann mit gruppendynamischen Spielen und Lektionen, um ein gesundes Lernumfeld zu schaffen, den Gruppenzusammenhalt zu stärken und gegenseitiges Verständnis und Hilfsbereitschaft untereinander zu fördern. Im November 2024 endete eine bemerkenswerte erste Phase mit Unterricht voller Elan und praktischen Demonstrationen aller Verfahren, dazu wöchentliche Tests zur Bewertung des Verständnisses der behandelten Themen. Dafür wurden erfahrene Lehrkräfte aus dem Gesundheitsministerium und staatlichen Krankenpflegeschulen eingesetzt.

Die Inter-Mission unterstützt hier seit Ausbildungsbeginn.

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