Projekte in Kenia
DAS LEBEN ZWISCHEN ARMUT UND FORTSCHRITT
Kenia ist eines der wohlhabenderen Länder Afrikas, doch auch hier gibt es extreme Nöte. Der Reichtum ist in Kenia sehr ungleich verteilt. Während ein kleiner Teil der Bevölkerung im Luxus lebt, befinden sich viele Kenianer unter der Armutsgrenze und müssen hungern. Einige Teile des Landes sind modern und industrialisiert. Im Vergleich zu vielen anderen afrikanischen Ländern ist die Infrastruktur vielerorts sehr gut ausgebaut. Die Hauptstadt Nairobi ist zum Künstlerhotspot ganz Afrikas geworden. Gleichzeitig wachsen dort die Armenviertel. Menschen vom Land suchen Arbeit in der Stadt, viele enden als Tagelöhner. Im Kibagare-Slum bilden wir junge Männer aus, damit sie nicht von Drogenverkauf und Diebstahl leben, sondern eine Zukunft haben. Und an der Grenze zu Uganda unterstützen wir Pioniermission und Schulgründungen bei den Pokot, einem fast noch unerreichten Volk.
Erfahren Sie in den untenstehenden Projektberichten mehr über die einzelnen Situationen vor Ort.




NAIROBI: KEINE SLUMDOG-MILLIONÄRE
WIE EINE SCHREINERWERKSTATT DER INTER-MISSION LEBEN VERÄNDERT
Amos Okolo war 22, als er seine erste Kirche gründete. Die heutige Gemeinde des engagierten kenianischen Pastors heißt „Jesus Christ is the Way Ministries” (Jesus ist der Weg Mission) und hat ihr aus Wellblech und Brettern gezimmertes „Haus“ in Kibagare, einem Slumviertel im Nordwesten der Hauptstadt Nairobi.
Rund um seine Gemeinde leben 30.000 Menschen im Elend. Hütten quetschen sich zwischen das vermüllte Flüsschen unten und ein mit Elektrozaun abgetrenntes Mittelklasseviertel oben. Erstaunlich, wie nah sich Reich und Arm hier kommen. Die Mauer unüberwindbar. Zwischen den Bretterbuden fließt Abwasser der örtlichen Kläranlage. Frauen waschen Wäsche darin. Die Ärmsten holen hier sogar „Trinkwasser“ – kein Wunder, wenn sich Krankheiten ausbreiten. Mitten in diesem Viertel arbeitet das 20-köpfige Team der Gemeinde.
Amos ist selbst als Straßenkind aufgewachsen, hat Alkohol und Drogen konsumiert und gestohlen. Bis dem Jugendlichen ein Evangelist begegnete: „Er erzählte von Gottes Liebe, die auch uns Straßenkindern gilt“, erzählt Amos. „In dieser Nacht weinte ich sehr.“ Am nächsten Morgen schenkte er Jesus sein Leben. Amos fand einen Job und fing an, im Slumviertel Menschen zu helfen. Zu den Gottesdiensten seiner Kirche kommen 150 Menschen. Am Sonntag vor unserem Besuch tauften sie 25 neue Christen. Jugendliche aus dem Slum wollen Jesus folgen und ihr Leben ändern.
„Das Wichtigste für junge Leute im Slum sind Bildung und Ausbildung“
Zur Gemeinde gehört eine Ausbildungswerkstatt für 27 junge Männer und 14 junge Frauen. Die Frauen werden in Schneiderei und die Männer zu Schreinern ausgebildet, geplant sind auch die Berufe Schlosser und Schweißer. Amos betont: „Das Wichtigste für junge Leute im Slum sind Bildung und Ausbildung.“ Die Projekte werden konsequent umgesetzt: Ein Viertel des Gemeindesaals ist durch eine eingezogene Wand abgetrennt, dahinter stehen die neuen Maschinen. Auszubildende sägen Bretter zu, bearbeiten sie mit der neuen Hobelmaschine, einer schweißt und flext. An den Krach aus der Werkstatt haben sich die Christen im Saal vorne gewöhnt.
Warum wir als Inter-Mission dieses Ausbildungsprojekt unterstützen? Jeder der 27 jungen Männer aus dem Slum steht morgens früh auf, geht um acht Uhr zur Arbeit, lernt Disziplin und Fleiß, dazu einen Beruf, von dem er eine Familie ernähren kann. Der Ausbildungsleiter lebt den jungen Männern Nachfolge vor. Wie anders ist die Zukunft dieser jungen Männer, sie haben einen Beruf, Hoffnung und Zukunft.
WENN DER FISCHPASTOR KOMMT
WIE CHRISTEN IN KENIA GOTTES LIEBE IN DIE STEPPE HINAUSTRAGEN
Das Volk der Pokot, im Westen Kenias, lebt oberhalb des Baringo-Sees. Die Pokot sind Halbnomaden und leben mit ihren Herden (Rinder, Schafe, Esel, Kamele und Ziegen) im Steppen- und Buschland nordwestlich der Stadt Nakuru bis zum Viktoriasee. Genau weiß niemand, wie viele Pokot es in den unzugänglichen Tälern gibt; Schätzungen reichen von 800.000 bis über eine Million. Sie sind eine stolze Ethnie, kriegerisch und gefürchtet bei ihren Nachbarvölkern. Von der Statur her schlank, legen sie weite Strecken rennend zu Fuß zurück. Die Männer nutzen für ihre Jagd nach Antilopen Pfeil und Bogen und schauen nach ihren Herden. Leider gibt es auch modernere Waffen.
Die Kirchen und Siedlungen sind schwer zu finden. Ihre Rundhütten und Wellblechhäuschen verstecken sich zwischen Büschen unter Nestern von Webervögeln, umgeben von roten Felsen und knochentrockener Steppe. Würden nicht Ziegen an manchen Büschen knabbern, wäre kaum zu merken, dass hier Menschen siedeln. Samaria hieß früher „Katungura“: Ein Ort, wo nichts wächst! Hier gibt es nur Kakteen, verkrüppelte Büsche und dazwischen wohlriechende Minze. Unter den Steinen verstecken sich kleine Skorpione. Die Christen wollten ihre Kirche nicht „unfruchtbar“ nennen. Weil sie von einer Frau gegründet worden ist, benannten sie sich nach dem biblischen Samaria, wo Jesus eine Frau zum Glauben geführt und ihr Wasser des Lebens angeboten hat.
Auf Wasser und ein Dach für ihre Kirche warten sie in Samaria noch. Aber in anderen Gemeindegründungen unseres kenianischen Partners sind schon Brunnen gebohrt, sodass die Menschen Wasser für ihre Familien holen und ihre Tiere tränken können. So eine Wasserstelle würde den Frauen in Samaria auch sehr helfen. Noch gehen sie Tag für Tag bis zu fünf Kilometer zu Fuß, um ans kostbare Nass heranzukommen.
Wir unterstützen die Pokothilfe „Life Point Nakuru“, sie sind eines unserer kenianischen Partnerwerke. Die Organisation hat neun Pastoren und sechs Lehrer ins Volk der Pokot entsandt. Einige von ihnen kommen aus anderen Völkern Kenias und haben sich bewusst für das entbehrungsreiche Leben in der Wildnis entschieden, weil sie die Pokot für Jesus gewinnen und ihnen seine Liebe nahebringen wollen. Es begeistert, wieviel Einsatz die kenianischen Christen bringen, damit die frohe Botschaft zu den Menschen kommt. Eine Siedlung war für Geländewagen nicht erreichbar. Eigenhändig haben der Kirchenleiter Moses und sein Team eine drei Kilometer lange Schneise durch den Busch gehauen und Felsbrocken zur Seite geräumt.
Die meisten Pastoren sorgen selbst für ihren Lebensunterhalt. Joseph, der 1999 am Baringo-See die erste Pokot-Kirche der Region gegründet hat, fängt Fische im See und bringt sie zu Fuß in Siedlungen oberhalb in den Bergen. Wo immer er Ware verkauft, erzählt er, wie Jesus sich am Kreuz geopfert hat, damit Menschen ewiges Leben haben können. Durch Joseph haben sich viele Pokot für Christus entschieden. Der „Fischpastor“, wie sie ihn nennen, hat drei Gemeinden gegründet. Die in Keriwok ist entstanden, weil Joseph den hungernden Kindern dort immer wieder Fisch geschenkt hat.
Manche Traditionen der Pokot erscheinen grausam. So darf ein junger Mann erst heiraten, wenn er als Brautpreis 100 Tiere besitzt. Weil die meisten nicht so viel Vieh haben, überfallen sie Nachbarvölker und rauben es. Man sagt, dass den Pokot ihre Herden wichtiger sind als die eigene Familie. Selbst wenn sie hungern, würden sie kein Vieh verkaufen. Gefürchtet ist der „Sapana“-Ritus, ohne den ein Mann im Stamm nichts gilt. Die Feier mit Alkohol, Tanz, Ekstase und sexuellen Ausschweifungen mündet in die Opferung eines Rinds, mit dessen Mageninhalt der Körper des jungen Mannes eingeschmiert wird. Christen, die nicht an solchen Ritualen für die Naturgötter teilnehmen wollen, werden massiv unter Druck gesetzt. Ein Pastor erzählt, wie Pokot seine Familie überfallen, die Tochter entführt und einer Genitalverstümmelung unterzogen haben, grausam! Einem anderen Pastor wurde das Haus angezündet. Sie haben vergeben und sind geblieben. Seither wachsen ihre Gemeinden.
In Kokwototo, wo sonntags 100 Christen zusammenkommen, kümmern sich die Frauen besonders um Mädchen in Not. Sie haben hunderte Mädchen vor Kinderhochzeit bewahrt. Pokotmädchen werden sonst oft bereits mit neun Jahren verheiratet. In der Nachbargemeinde Kokwobanga hat Life-Point eine Grundschule für heute 140 Kinder gegründet. Beeindruckend: Die Klassenräume sind mit einfachsten Mitteln gebaut und ausgestattet, die Schule funktioniert. Ein nahrhaftes Mittagessen ist Grundlage für die Kinder, damit sie sich im Unterricht konzentrieren und gesund aufwachsen können. Zuhause gibt es oft zu wenig. Die jungen Lehrer unterrichten mit Elan. Falls sie neue Lehrer finden, wollen sie in Kokwototo eine Zweigschule eröffnen – zwei Klassenräume stehen bereits.
Treibende Kraft hinter der Pokothilfe ist Bischof Moses mit seiner Frau Eunice. Die ersten zehn Jahre haben sie alles ohne Hilfe von außen aufgebaut, bis Christen aus Deutschland begannen, sie zu unterstützen. Im Gottesdienst in Nakuru empfangen uns circa 70 Christen mit fröhlichem Lobpreis in Suaheli: „Geh nicht allein – geh mit Gott, Schritt für Schritt!“ Die afrikanischen Glaubenslieder hallen durch die offenen Seiten des Saals in die Stadt hinaus. Gottes Wort und Jüngerschaft sind Fokus der Gemeinde in Nakuru – und Pioniermission bei den Pokot.




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