Das ist echt nachhaltig!

In jeder humanitären Hilfsorganisation sind es vorrangig die Kinder, die Spenderherzen bewegen. Ein tiefer Blick in große Kinderaugen macht uns den Entschluss leicht, eine Patenschaft für dieses Kind zu übernehmen. Und das ist auch gut so. Denn erst dies ermöglicht vielen Kindern eine Zukunft und liebevolle Fürsorge in unseren Projekten. Sie erhalten die Möglichkeit zur Schule zu gehen, die sie sonst vielleicht nie gehabt hätten. Doch auch diese Kinder werden älter und wachsen zu jungen Erwachsenen heran. Diese Gruppe jedoch taucht leider nicht so oft auf unserem Förder-Radar auf. Wer sich das Foto eines coolen Jugendlichen in gefälschten Markenklamotten anschaut, empfindet meist nicht gleich dasselbe Hilfs- und Schutzbedürfnis wie bei einem kleinen Kind, obwohl auch ein Teenager noch einige Jahre zuvor ein solches Kind war.

In die Zukunft investieren

Dabei macht die Förderung dieser Jugendlichen unsere Entwicklungshilfe erst wirklich nachhaltig, wie uns die langjährige Erfahrung als Kinderhilfswerk zeigt. Eine solche Förderung umfasst also den Schulbesuch mit anschließender Berufsausbildung bis zu dem Zeitpunkt, wenn der junge Mensch einen Arbeitsplatz findet und für sich selbst sorgen kann. In der Realität kommt es häufig vor, dass Kinder trotz abgeschlossener Schulbildung weiterhin auf der Straße oder auf den Feldern bleiben, weil sie keine Arbeit finden können. In vielen Entwicklungsländern ist es schwer, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Selbst wer sehr talentiert und gebildet ist, sieht sich mit den staatlichen Bestimmungen für eine offizielle Arbeitserlaubnis konfrontiert. Da diese Lizenz von korrupten Polizisten verkauft wird, können es sich nur die wenigsten leisten arbeiten zu gehen und ihre Familien selbst zu versorgen. Die Jugendarbeitslosigkeit steigt ins Unermessliche.

Chain Vocational School in Mukono, Uganda

Die Inter-Mission will gerade für diese Jugendlichen zur Seite stehen. Aus diesem Grund unterstützen wir u.a. die Chain Vocational School in Uganda. Die Ausbildungsstätte schult zum jetzigen Zeitpunkt 81 Auszubildende zu Fachkräften als Elektroinstallateure, Maurer, Schneider, Caterer und Friseure. Die Auswahl der Ausbildungsberufe richtet sich danach, welche Berufe auf dem Markt besonders gefragt sind, weshalb im letzten Jahr auch das Schustern durch Elektroinstallation ersetzt wurde. Die Popularität der Chain Vocational School und das Interesse an einer Ausbildung sind so hoch, dass über die Hälfte aller Azubis aus anderen Regionen stammt und sich auf den weiten Weg nach Mukono macht. Sie überbrücken hohe geographische Hürden, um sich eine gute Basis für ihre Zukunft und ihre Familien zu schaffen. Während ihrer Ausbildung übernachten sie in einem gestifteten und eigens dafür gebauten Hostel direkt auf dem Gelände der Ausbildungsstätte.

Teenage-Mütter bekommen eine zweite Chance

Die Chain Vocational School nimmt auch diejenigen auf, die sonst keine realistische Chance auf eine Berufsausbildung hätten. Mädchen haben es in Entwicklungsländern ohnehin nicht leicht, einen Arbeitsplatz zu finden, vor allem, wenn sie bereits Mütter sind und eine Betreuung für ihr Kind benötigen. Das Schicksal vieler Teenage-Mütter ist von Traumata und Problemen geprägt. Einige von ihnen sind nach Vergewaltigungen schwanger geworden. Ihr Leben veränderte sich von einem auf den anderen Tag und alle Hoffnung auf einen Arbeitsplatz ist erloschen. Doch die Schule hat einen Weg gefunden, diese jungen Frauen ins Ausbildungsprogramm aufzunehmen. Unter den 81 Azubis sind mittlerweile acht junge Mütter. Während sie am Unterricht teilnehmen, werden die Kinder in der internen Krippe von einer ganztägig angestellten Erzieherin betreut. Für den Fall, dass Kinder krank werden, kommt zusätzlich eine Krankenpflegerin zur Hilfe, damit die Mütter sich unbesorgt auf den Unterricht konzentrieren können. Die jungen Frauen sind sehr glücklich und dankbar, dass sie eine zweite Chance für ihre Zukunft bekommen.

Autorin: Karina Riepl, Mitarbeiterin der Inter-Mission im Bereich Ausbildungspatenschaften