Wirtschaftliche und politische Situation

Simbabwe ist reich an Bodenschätzen und hat in den meisten Teilen des Landes hervorragende klimatische Verhältnisse für eine ertragreiche Landwirtschaft. Vielen ist dieses Land jedoch kein Begriff, eher noch Rhodesien, so wie es vor der Unabhängigkeit im Jahre 1980 hieß, als es wirtschaftlich bergauf ging. Mittlerweile wird es als eines der ärmsten Länder der Welt gelistet und nach der Hyperinflation 2008, findet derzeit erneut eine ständige Geldentwertung statt, die das Land auf das gleiche Desaster wie vor 14 Jahren zusteuern lässt. Ein US-Dollar ist mittlerweile 600 Bond Notes wert und zum Einkaufen muss bündelweise Geld angeschleppt werden.

Die Verlierer leben auf dem Land

Die größten Verlierer dieses ökonomischen Desasters sind die Einwohner in den ländlichen Gebieten - besonders jedoch die Kinder. Da nicht nur das Sozialsystem, sondern auch das wirtschaftliche Gefüge brach liegt, stellt die Regierung so gut wie keine Gelder zur Verfügung, so dass die Kinder neben Schulgeldern auch Prüfungsgebühren sowie die Schulkleidung bezahlen müssen. Da der überwiegende Teil der Bevölkerung in Simbabwe in den Dörfern lebt und als Kleinbauern lediglich Subsistenzwirtschaft betreibt, fehlen Gelder, um diese Kosten zu stemmen. Zumeist werden Waren für Basis-Lebensmittel zur täglichen Versorgung gehandelt und getauscht, daher steht Bargeld für die medizinische Versorgung und Schulgebühren meist nicht zur Verfügung.

Den Großteil der Bevölkerung machen Kinder und Jugendliche aus, das Durchschnittsalter in Simbabwe beträgt 18,7 Jahre (im Jahr 2020). Eines der größten Probleme stellen (bei einer Gesamtbevölkerung von ca. 12 Millionen) die 1,6 Millionen Waisenkinder dar, die zusätzlich aufgefangen werden müssen. Die meisten von ihnen leben bei Familienangehörigen.

Unsere Projektarbeit

Advivia unterstützt - mit Hilfe der Inter-Mission - derzeit 37 Waisenkinder in Masvingo, einer südlichen Provinz des Landes. Hier sind die Sommer besonders heiß und die Winter besonders kalt. Die sandigen, quarzhaltigen Böden eignen sich nicht sonderlich für die Landwirtschaft und bringen daher keine reichen Erträge ein.

Seit 2014 arbeiten wir mit einem hoch motivierten und qualifizierten lokalen Lehrer- und Schulleiterteam zusammen, das die Arbeit vor Ort durchführt. Da es in dieser Region keine Oberschule gab, investierten wir als Advivia-Team über die Jahre in den Aufbau der Oberschule und gewährleisteten neben dem Bau von Klassenzimmern und Lehrerunterkünften u.a. eine Wasserversorgung mit Bohrung in 90 Meter Tiefe und Anschluss an das örtliche Stromnetz. Die Kinder dieser dörflichen Landschule erleben nun unter erheblich verbesserten Lernbedingungen den Unterricht auch in praktischen Fächern wie Agrarwirtschaft und Schneidern und sind sichtlich stolz, wenn sie uns bei unseren Besuchen ihre genähten Kleidungsstücke präsentieren.

Dreimal im Jahr werden für das jeweilige Trimester Schulgelder bezahlt und auch die Prüfungsgebühren sowie Gelder für Schuluniformen gestellt. Außerdem werden die Kinder jährlich mit Decken, Matratzen, Schulkleidung und Saatgut ausgestattet. Dies gewährleistet warme Nächte in der winterlich kalten Jahreszeit von Mai bis Juli, wo die Temperaturen bis null Grad sinken können. Das Saatgut hilft ihnen nachhaltig und selbstverantwortlich anzubauen und sich selbst zu versorgen.

Nahe der Schule wurde uns von der Regierung ein Grundstück von 15 Hektar Land zur Verfügung gestellt. Dort errichten wir gerade ein Schulungs- und Ausbildungszentrum mit besonderem Schwerpunkt im Anbau. Bei einer Jugendarbeitslosigkeit von 95 %, fehlenden Ausbildungs- und Job-Möglichkeiten ist ein weiterer Schwerpunkt, Jugendliche bei dem Erwerb von Fähigkeiten und Fertigkeiten zu unterstützen und den Zugang zum Markt bzw. Arbeitsmarkt herzustellen.

Wir freuen uns sehr über die Unterstützung und möchten uns von Herzen für die Zusammenarbeit bedanken.

Die 15-jährige Tinotenda berichtet:

Ich bin weite Wege gewohnt, jeden Tag gehe ich 2 Stunden zur Schule. Bevor ich losgehe, versorge ich morgens früh um 4 Uhr die Hühner und erledige einiges im Haushalt. Wenn ich Glück habe, werde ich manchmal ein Stück des Weges auf der Ladefläche eines Kleintransporters mitgenommen, dann geht es etwas schneller. Aber die älteren Dorfbewohner haben Vorrang. Ich kenne nur unser Dorf und die umliegenden Dörfer - weiter weg bin ich nie gewesen. Hier wohnt der Großteil meiner Familie, meine Eltern sind aber bereits gestorben. Seitdem lebe ich bei meiner Tante. Wir haben zwei Lehmhütten, einen Hühnerstall und einen Gemüsegarten. Nachmittags trage ich vom zwei km entfernten Brunnen einen 10 l Eimer Wasser nach Hause. Für uns ist es ganz normal, dass wir neben der Zeit in der Schule auch im Haushalt helfen. Am Wochenende muss ich die Kleidung für mich und meine kleine Schwester waschen. Besonders freue ich mich über die Decke und die Matratze, die ich vor kurzem bekommen habe. Wir schlafen auf dem Boden und nun haben wir eine Matratze, die ich mir mit den anderen teile. In der kalten Winterzeit schlagen wir unser Nachtlager in der Küche mit der Feuerstelle auf, das ist der wärmste Ort. Ich bin dankbar, dass ich durch die Unterstützung zur Schule gehen kann. Am liebsten würde ich nach der Schule Krankenschwester oder Ärztin werden, hier im Dorf brauchen wir so etwas. Ich wünsche mir eine Schultasche, dann muss ich meine Sachen nicht einzeln mit mir herumtragen, sie werden zur Regenzeit öfter nass.

Eine meiner Freundinnen heißt Tharisai. Sie wohnt mit ihren 3 kleinen Geschwistern bei ihrer Großmutter und ihrem Onkel, weil ihr Vater eine neue Frau hat und ihre Mama nach Südafrika zum Arbeiten gegangen ist. Eigentlich wollte sie wieder zurückkommen, hat sich aber nie wieder gemeldet. Ich weiß, dass Tharisai sehr traurig darüber ist. Aber durch die Unterstützung kann sie nun zur Schule gehen und möchte später für ihre kleinen Geschwister sorgen.

Eine weitere Freundin von mir heißt Melody und wird ebenfalls unterstützt. Sie hat keine Füße und ihre Schuhe sind nur halb ausgefüllt, aber sie tanzt und singt mit uns im Chor vom Bibelclub. Sie weiß noch nicht was sie einmal machen will, aber wir reden oft darüber, wie das Leben später wohl sein wird.

Autorin: Sarah Dilling